Ambulante Pflege neu gedacht

Ambulante Pflege neu gedacht

Pflegeteam der Mook we gern gGmbH setzt in Heide Förderprojekt des Gesundheits- und Innenministeriums um

Pflegefachkraft Iris Mertens ist froh. Beim ambulanten Pflegedienst Mook we gern baut sie ein autonom arbeitendes Pflegeteam mit auf. „Wir als Team organisieren uns selbst. Dazu gehört die Bekanntmachung hier in Heide, der Aufbau eines Kundenstamms und die Einsatzplanung. Hierarchische Strukturen wie im klassischen Pflegedienst gibt es dabei nicht. Vor allem aber haben wir mehr Zeit für unsere Klienten. Wir können individuell mit ihnen festlegen, was gebraucht wird. Die klassische professionelle Pflege, aber auch die sozialen Bedürfnisse werden erfüllt: Das kann ein gutes Gespräch sein, die Aktivierung der Angehörigen und Freunde oder die Erklärung, was der Facharzt in kurzer Zeit alles mitgeteilt hat. So macht mir mein Beruf Freude. Die Kilometer, die wir bisher hier in Heide zurückgelegt haben, sei es zu Fuß, beim Infostand auf dem Wochenmarkt oder bei den Arztbesuchen kann ich schon nicht mehr zählen“, schmunzelt Iris Mertens. Gemeinsam mit Angele Back, Nadine Schneider und Mandy Hennies bildet sie das neue Kernteam, weitere Kolleginnen und Kollegen werden derzeit noch gesucht.

Mit dem Projekt ‚Autonome ambulante Pflegeteams – mehr Menschlichkeit für ein attraktives Arbeitsfeld‘ fördern das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren und das Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung den Aufbau eines neuen ambulanten Pflegemodells in Schleswig-Holstein. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Es soll die Qualität in der Pflege verbessern und den Pflegeberuf wieder attraktiver machen. Die Pflegekräfte werden nicht einzeln für erbrachte Leistungen, sondern pauschal nach Stunden vergütet. Sie entscheiden selbstständig ohne Pflegedienstleitung, wie sie die Pflegebedürftigen versorgen. Zudem sollen die betreuenden Ärztinnen und Ärzte entlastet und die sektorenübergreifende Zusammenarbeit soll gestärkt werden.

Für Horst Michaelis, Geschäftsführer der Mook we gern gGmbH, ein Tochterunternehmen der Stiftung Mensch, steht fest: „Das Projekt ist für uns eine echte Chance, ein neues Pflegemodell mit verbesserten Arbeitsbedingungen mit aufzubauen. Wir schaffen dadurch eine neue Berufsfreude für die Pflegekräfte. Denn diese hat auch mit Zeit für den Klienten zu tun, sich um sein seelisches und geistiges Wohlbefinden zu kümmern. Es ist bekannt, wie hoch der Einfluss auch auf die körperliche Gesundheit ist. Bis 2022 läuft der Pilotbetrieb. Das Projekt wird wissenschaftliche evaluiert. Positive Ergebnisse können dann im Regelbetrieb übernommen werden.“

Der Bürgermeister der Stadt Heide, Oliver Schmidt-Gutzat, begrüßt das landesweite Projekt in der Stadt: „Heide soll für Menschen jeden Alters lebenswert sein. Dazu gehören auch unsere älteren Mitmenschen. In Zukunft wollen und müssen mehr Menschen pflegerische Leistungen in Anspruch nehmen. Das Projekt der autonomen ambulanten Pflege hilft dabei, dass die Menschen länger in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause leben können. Das wollen wir ja alle möglichst lange. Gerade für das Quartier Rüsdorfer Kamp ist es erfreulich, dass das Pflegeteam dort seine Zelte aufgeschlagen hat und so das Quartier belebt. Das kommt auch der ganzen Stadt und der gesamten Region zugute.“

„Die Stiftung Mensch ist froh über den Zuschlag. Er zeigt Vertrauen in die Kompetenz unseres Hauses, moderne, attraktive Pflege mit Sozialraumbindung zu entwickeln. Wir stellen uns sehr hinter das Projekt. Im Erfolgsfall wird das gesamte Gesundheitssystem davon profitieren“, sagt Dorothee Martens-Hunfeld, Vorstand der Stiftung Mensch.

 

Bildunterschrift: v. r. Horst Michaelis (Geschäftsführer Mook we gern gGmbH), freut sich mit Oliver Schmidt-Gutzat (Bürgermeister der Stadt Heide), Iris Mertens (Pflegefachkraft Mook we gern – mit Dir!) und Dorothee Martens-Hunfeld (Vorstand Stiftung Mensch) über das neue Pflegeprojekt in Heide

2020-10-28T15:50:43+01:0028.10.20|